Lorenzkirche Nürnberg bekommt neue Paramente
Bereits in meiner Diplomarbeit habe ich mich am Handwebstuhl mit der Technik des Doppelgewebes beschäftigt und mit Leinengarn gewebte halbtransparente Gewebe entwickelt. In das Gewebe werden während des Webprozesses farbige Filz- und Edelstahlquadrate eingewebt, die das Erscheinungsbild mitgestalten. Seit über 25 Jahren werden in Neuendettelsau Paramente in dieser Technik hergestellt.
Jahrelange Zusammenarbeit, aber keine Paramente
Eine Zusammenarbeit der Lorenzkirche gibt es seit 2004, am Altar hängt bis zum in Nürnberg stattfindenden Deutschen Evangelischen Kirchentag 2023 noch das Parament von 1935. Etwa ein Jahr vorher kommt Frau Pfarrerin Voigt-Grabenstein wegen neuer Altar- und Lesepultparamente auf mich zu. Das Maß und die Proportionen am Hauptaltar sollten genau so bleiben, für die Kanzel wird kein Schmuck benötigt, weil sie heute nicht mehr benutzt wird. Für das neue Pult gab es allerdings einen Sonderwunsch:
„Könnte man eventuell für den Ambo und das Lesepult ein gemeinsam genutztes Parament herstellen? Wir nutzen ja entweder den einen oder den anderen Ort, deshalb muss ohnehin bei jeder Veranstaltung, egal ob Andacht, Lesung oder Vortrag, der Nutzung entsprechend das Parament gewechselt werden. Somit zeigt es immer, wo genau der Schwerpunkt der Veranstaltung in der großen Kirche gerade ist.“
Seit ich in der Paramentik bin, gehört das Reagieren auf die Gegebenheiten vor Ort, die Berücksichtigung der Vorstellungen der Gemeinde und die optimale Art der Befestigung zu meinem Alltag. Die Idee für ein „höhenvariables“ Parament hatte ich bereits vor Ort, nachdem bei der klassischen Befestigung mit einer Stange an der Unterseite der Pultfläche ein unangenehmer Lichtschlitz zwischen der Oberkante des Paramentes und dem Pult entstand. Die konkrete Umsetzung brauchte dann etwas Zeit. Magnete ermöglichen jetzt eine individuelle Längenänderung: das obere Viertel wird einfach nach hinten geklappt und ist am Ambo nicht zu sehen.
Durch die vorhandene Gestaltung des Ambos mit dem Quadrat-Kreuz war auch die Technik zur Herstellung der Paramente keine Frage mehr, das Motiv aus Edelstahlquadraten im oberen Drittel, das für das Pult in der Nähe des Hauptaltars sehr wichtig ist, verschwindet beim Pult am Mensa-Altar komplett. Die Farbfläche aus verschiedenfarbigen Quadraten stellt hier eine Verbindung zu der aus Quadraten bestehenden Gestaltung des Pultes her, ergänzt die geometrische Gestaltung der Lesepulte und fügt sich am Altar mit ihrer gleichmäßigen Struktur zurückhaltend in den historischen Raum ein.
geometrisch strukturierte Farbwelten lösen bildhafte Motive ab
Die Basis meiner Entwürfe für ein Altarantependium und ein Lesepultparament in allen Farben des Kirchenjahres ist somit eine quadratisch gerasterte Fläche mit vielen Farbabstufungen und einer Konzentration im Zentrum. Die bildhaften Motive der Paramente des letzten Jahrhunderts werden von geometrisch strukturierten Farbwelten abgelöst, die im Detail mit dem Kirchenraum interagieren.
Je nach Lichtsituation und Tageszeit variiert der Eindruck des Antependiums und somit auch des Altars. Die Gestaltungsidee weckt unterschiedliche Assoziationen und wird dem Kirchenjahr entsprechend abgewandelt. Der grüne Entwurf lässt die Edelstahlquadrate zu Saatkörnern oder zum Schatz im Acker werden.
Das rote Altarantependium versprüht goldene Funken des Heiligen Geistes, während im weißen Entwurf eher ein leuchtender Lichtstrahl das Altarkreuz fortsetzt und im Rotviolett die Sterne funkeln.
Eine besondere Art des Umgangs mit Karfreitag habe ich bereits vor einigen Jahren entwickelt. Es wird in den Gemeinden immer schwerer, den Aufwand und damit verbundenen Preis für ein Parament zu rechtfertigen, das nur einen Tag im Jahr verwendet wird. Deshalb schlage ich für diesen besonderen Tag keine aufwändig gearbeiteten Paramente vor, sondern plädiere für eine Abdeckung des Osterparamentes durch einen schwarzen Schleier aus transparentem Stoff. Für mich ist die Botschaft der Auferstehung das, was mich in der Trauer trösten kann.