ein Wegbegleitertuch für Diakoneo
Stell dir vor, du stirbst und keiner kommt
Tatsächlich ist diese Situation, nicht nur seit den Kontaktbeschränkungen, heute wesentlich häufiger der Fall, als noch vor ein paar Jahren. Menschen sterben ganz allein. Es gibt keine Verabschiedung, aus vielen verschiedenen Gründen. Auf einmal ist der Platz leer.
Aber es gibt Menschen, die mit dieser oder diesem Verstorbenen gelebt haben, die sie gepflegt, beschäftigt, mit ihnen gewohnt haben. Bewohner und Bewohnerinnen des Seniorenheimes, das Pflegepersonal oder Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen wollen diesen Menschen auf seiner letzten Reise begleiten.
2019 stellte das Museum für Kirche in Franken in Bad Windsheim "Textilkunst für die letzte Reise" aus. In dem dazu erschienen Buch fordert Rainer Sörries die Marienberger Vereinigung für Paramentik e.V. auf, Angebote für zeitgemäße Tücher zu entwickeln. Zwanzig Werkstätten präsentieren ihre Ideen in der Ausstellung und im Buch.
Manuela Füller, geschäftsführende Leiterin der Dienste für Senioren bei Diakoneo, beauftragt die Paramentik mit der Herstellung eines Tuches, das dem Abschied in den Seniorenheimen einen würdigen Rahmen verleiht und die Kommunikation des schwierigen Themas in der letzten Lebensphase erleichtert.
Daraufhin entwirft Beate Baberske ein Tuch mit zwei Seiten: Auf der Vorderseite dominiert eine Engelsfigur, die aus der liegenden Acht, dem Zeichen für Unendlichkeit, besteht. Im unteren Zentrum wird die Entstehung neuen Lebens angedeutet. Die Figur selbst schält sich aus einem Gewirr von Ästen und Dornen, die einerseits als Wirrungen des Alltags, andererseits aber auch als schützendes Nest gedeutet werden können. Aber nicht jeder Bewohner kann mit dem Engel etwas anfangen. Dass der oder die Verstorbene einen Glauben hatte, ist nicht mehr selbstverständlich. Deshalb gibt es bei diesem Tuch eine Rückseite, auf der die Gestaltung eher an ein Universum erinnert und ohne figürliche Darstellungen auskommt.
Der Kreis verbindet beide Tücher miteinander, er macht es sogar möglich, dieses Tuch auch umgeschlagen zu verwenden. Beide Seiten ergänzen sich zu einem Ganzen. Der blaue Rahmen schafft eine hoffnungsvolle Grundstimmung, Blau ist auch das Universum, in dem sich Sterne und Galaxien finden lassen. Licht ist als Hoffnungsträger universell.
Die Größe des Tuches ermöglicht einen sehr individuellen Umgang. Es kann sowohl längs, als auch quer oder leicht schräg auf dem dazugehörigen weißen Betttuch drapiert und beliebig mit Blumen oder persönlichen Dingen kombiniert werden.
Mehr als nur ein Tuch
Die Gestaltung des Tuches findet sich aber auch in einer Broschüre wieder, die alle "jungen" Bewohner einer Senioreneinrichtung bei der Beratung zur gesundheitlichen Versorgung am Lebensende ausgehändigt bekommen. Die ausgebildeten Beraterinnen und Berater verwenden das Tuch als Einstiegshilfe: ganz am Anfang kann man sich über die Farbe, den Stoff und die Gestaltung unterhalten und kommt trotzdem dem Tod immer ein kleines Stück näher.
Wenn das Leben immer schwerer fällt, bietet das Tuch einen immer wiederkehrenden Rahmen für Gespräche. Dafür kann es im Zimmer überall platziert werden, der Austausch über Fühlen und Sehen eröffnet die Möglichkeit, das Tuch über das Thema sprechen zu lassen. Damit kann sich ein Bewohner öffnen, ohne über sich selbst sprechen zu müssen.
Wer im Haus an den Rangauwiesen in Bad Windsheim wohnt, erkennt bestimmte Elemente aus der Kapelle wieder: Das Tuch hat bei der Gestaltung des Raumes Pate gestanden und findet sich im Gedenk-Ort und den Paramenten.
Beate Baberske sagt:
Wenn das Tuch einen Sterbenden in der letzten Lebensphase begleitet und es Angehörigen erleichtert, wichtige Dinge anzusprechen, weil das Universum oder ein Engel ja ein guter Gesprächsbeginn sein können, dann wäre das für mich als Gestalterin das größte Lob.
Haben Sie Fragen? Wir helfen Ihnen gerne.
Wenn Sie sich näher über unser Angebot informieren möchten, können Sie gerne Ihre
bevorzugte Kontaktmöglichkeit hinterlassen.
Oder rufen Sie uns an unter +49 9874 8-2275