Peterskirche Heidelberg
"Die Kanzel ist nicht Wort und Wein,
sie verweist nur auf Wort und Wein, so wie eine Flasche nicht selbst der Wein ist, sondern nur auf ihn verweist, ihn aber immerhin auch transportieren und befördern kann. Und damit man das merkt, schmückt man in der Regel auch eine einfache Weinflasche:
(Der Prediger tauscht die etikettenlose Weinflasche auf der Kanzel durch eine etikettierte Weinflasche aus)
Ein Etikett gibt ihren Inhalt an, das Etikett trägt oft ein hübsches Bild, beim Servieren schmücken wir den Wein mit einer Manschette und wir gießen ihn vielleicht, je nach Ambiente, in schmuckvolle Gläser, eingedenk, dass der Genuss von Wort und Wein im Hier und Jetzt auf das Zusammensein mit dem Logos, mit dem Wort in der letztgültigen Weinlaube verweist. Und genauso schmücken wir auch unsere Kanzel je nach Ambiente – sprich Kirchenjahr – auf verschiedene Weise mit den Paramenten, mit den Tüchern, die hier herabhängen und die uns zeigen, dass die Kanzel nicht nur für unser Zusammensein an diesem Sonntagmorgen steht, sondern auch von sich weg nach vorne auf unser letztgültiges Zusammensein mit Vater, Sohn und Heiligem Geist verweist..." Auszug aus der Predigt.
Der Gottesdienst wurde am 2. Sonntag nach Trinitatis 2006, dem Gedenktag der Augsburgischen Confession am 25.06.2006 zum Predigtthema „Kanzel“ gehalten. Biblische Lesung war Joh 15, 1–8. Liturgen waren Szillard Wagner und Markus Mühling. Im Anschluss an den Gottesdienst stellte Beate Baberske von der Neuendettelsauer Paramentik ihre Paramentenentwürfe für die Peterskirche vor.
Alle Paramente bestehen aus mehreren Lagen Filz, die durch eine lose darüber liegende Stickerei miteinander verbunden sind. In jeder Farbe ist eine gelbe Lage eingefügt, die entweder nur an der Kante oder als Motivlinie zum Vorschein kommt. Das Konzept von Altar, Ambo und Kreuz von Mathias Eder - rauher Corten-Stahl außen, Vergoldung innen - wird aufgegriffen und weiter geschrieben. Das Spiel zwischen der Farbfläche an der "Projektionsfläche" vor dem Epitaph und dem Altardurchbruch macht immer wieder einen anderen Blick auf den Raum möglich.
zwei grüne Längstreifen "wachsen" hinter dem Altar aus der Erde und enden oberhalb des Altars. Die Struktur erinnert an Blattadern, Schattenspiele im Laub oder Gräser. Die Senkrechte allein ist Symbol - sie steht für Wachstum. An der Kanzel ebenfalls ein schmales, senkrechtes Band. Es ergänzt die zwei Bänder im Altarraum zu der heiligen Zahl Drei. Die Paramente schmücken den Raum auch in der Zeit nach Trinitatis.
Die roten Paramente sind aus einem edel glänzenden Stoff gefertigt. Hinter dem Altar kommen zwei Bänder von oben herab. So wie der Heilige Geist auch. An der Kanzel unterstreichen drei Bänder die Trinität.
Die gestickte Struktur auf dem violetten Untergrund erinnert an Dornengestrüpp. Ein dünner, gelber Pfad schlängelt sich hindurch. Die Lampen der Klugen? Der Weg nach Jerusalem? Licht in der Dunkelheit.
Eine festliche Tafel erwartet die Jünger beim letzten Abendmahl. Das Tischtuch ist edel. Die Kanzel wird mit zwei Tüchern geschmückt. Eine Fläche in der Proportion des Altars, eine Fläche greift die des Ambos auf. Zusammen ergeben sie eine Figur. Oder ein Kreuz.
© Entwurf Beate Baberske, Fotos Roman Krohs